Mittwoch, 7. August 2013

Brief an ... das Zuhause

Ostsee, 25. Juli 2013

Liebes Zuhause,

es ist jetzt wohl sinnlos, dass ich dir schreibe, weil ich ja sowieso übermorgen wieder bei dir bin. Ich hoffe, dass du es mir nicht verübelst, dass mich das gar nicht freut. Natürlich freue ich mich auf den Wald und auf das WLAN, aber dich direkt vermisse ich in keiner Weise.
Tut mir Leid, das klang hart. Vielleicht vermisse ich dich schon, nur nicht den Ort, an dem du dich befindest. Es wäre bestimmt alles einfacher, wenn du hier am Meer wärst. 
Weißt du noch damals als wir in der Stadt wohnten? Das ist schon über ein Jahr her. Du warst zwar immer da, aber innerlich waren wir uns so weit entfernt. Ich merkte nicht, dass du da warst und ich glaube, dass es wieder so kommen wird, wenn wir irgendwann in diese Stadt zurück ziehen sollten.
Als wir dann im Dorf waren, kamen wir uns kurz näher. Ich fühlte mich von Anfang an zu hause. Da war dieser wundervolle Wald mit dem Stausee. Früher hätte ich alles dafür gegeben in so einer Gegend zu wohnen. Wir waren so glücklich, aber auch das verging in den letzten Monaten.
Vielleicht liegt es an der Einsamkeit. Ich bin einfach zu blöd, mir Freunde zu suchen, die im Umkreis von zehn Kilometern wohnen. Vielleicht liegt es aber auch an den Grenzen.
Ich kann nicht einfach so in den Wald gehen, mich hinsetzen, alles ausblenden und schreiben. Es ist einfach zu gefährlich, weil man an einigen Stellen komplett von der Zivilisation abgeschnitten ist und man nicht weiß, wer sich dort alles herumtreibt. 
Der einzige Ort, der nicht ganz so gefährlich wäre, ist der Stausee, zumindest im Sommer. Allerdings sind hier wiederum zu viele Menschen. Man findet einfach keinen ruhigen Platz.
Natürlich sind am Strand auch viele Menschen, aber dort verläuft es sich mehr. Es ist ruhiger. Und am Anfang musste ich wirklich überlegen, ob ich für das Meer den Wald verlassen würde, aber hier gibt es ja auch welche. Und ob ich nun im Dorf niemanden kenne oder hier - Es macht keinen Unterschied.
Eigentlich steht es für mich schon fest, dass du und ich irgendwann von dort weg ziehen werden, höchstwahrscheinlich sogar hierher. Das einzige, was meinen Entschluss noch mal ändern kann, sind die Dinge, die in den nächsten fünf Jahren passieren.

Ich hoffe, dass du genauso sehr am Meer leben möchtest wie ich und es tut mir so Leid, was ich am Anfang geschrieben habe. Bitte verzeihe mir, ich brauche dich.

Liebe Grüße
Luisa

1 Kommentar:

  1. Schön geschrieben und ich kann so manche Zeile gut nachvollziehen. Zum einen ist da meine Heimat (meine Family), in der ich aufgewachsen bin, zum anderen der Ort an dem ich jetzt mit meinem Freund wohne, arbeite und ein paar wenige Freunde habe...ich habe mich dort schnell eingelebt und hoffe, dass ich mich dort noch lange zu Hause fühle.

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